Ein Klangerlebnis erster Güte

„Meisterwerke der Kammermusik“ begeistern einmal mehr das Thannhauser Publikum

Günther Meindl in „Die Woche“ vom 31.01.2019

Beschwingter Ausklang des Konzerts in der ausverkauften Aula der Anton-Höfer-Grundschule Thannhausen: (von links) Raphaela Gromes, Julian Riem, Harald Harrer und Cathrin Lange (Quelle: Mittelschwäbische Nachrichten, 29.01.2019, Dr. Heinrich Lindenmayr)

Thannhausen. Gerhard Böck, der Vorstandssprecher der Raiffeisenbank Thannhausen, sollte mehr als nur recht behalten, als er den Besuchern in der Aula der örtlichen Anton-Höfer-Grundschule beim Neujahrsempfang der Bank ein abwechslungsreiches Programm versprach. Die Sopranistin Cathrin Lange, Raphaela Gromes am Violoncello, Julian Riem am Klavier und der „Lokalmatador“ Harald Harrer, seit den späten 1990er-Jahren gleichzeitig Initiator der „Meisterwerke der Kammermusik“, mit der Klarinette servierten dem begeisterten Auditorium einen bunten Querschnitt an herausragenden Werken von Komponisten mit Weltgeltung – intoniert von Künstlern, die man ansonsten auf dem „flachen Land“ vergebens sucht. Mitgesponsert worden war das Konzert einmal mehr von der Dr.-Georg-und-Lu-Zimmermann-Stiftung.

 

Das Cello zum „Singen“ gebracht

Am stärksten gefordert war Julian Riem, dessen Klavier bei jedem Programmpunkt erklang und der als ständiger Partner der Cellistin Raphaela Gromes im Duett mit ihr insbesondere Guoachino Rossini zu Ehren kommen ließ. Dabei unterstrich die 1991 in München geborene Cellistin, die bereits im zarten Alter von vier Jahren das Spiel mit ihrem Instrument aufnahm, einmal mehr das ihr zugeschriebene Charakteristikum, das Cello zum „Singen“ bringen zu können. Die von beiden auswendig dargebotene Interpretation von Rossinis „Soirées musicales“ für Klavier und Violoncello verdiente uneingeschränkt das Prädikat „Weltklasse“ was natürlich für den Komponisten ebenso gilt.

 

Eine außergewöhnliche Fantasie

Gleichfalls ohne auf das Notenheft blicken zu müssen, setzte der Pianist sodann Frédéric Chopins Fantasie f-moll, die nicht nur zu dessen bedeutendsten, sondern mit über 13 Minuten auch zu den längsten Werken zählt, in grandioser Art um. Chopin hatte seine berühmte Fantasie im Alter von 31 Jahren geschrieben und dabei die klassische Trauertonart f-moll gewählt, die eigentlich perfekt in den November passt, sich – wie in Thannhausen unter Beweis gestellt – aber auch im Januar ausgesprochen gut anhört. Das Stück lebt von der Kraft der Improvisation, die schon Heinrich Heine an Chopin so sehr schätzte. Zuletzt wirkte Julian Riem erschöpft (die Fantasie hatte den „ganzen Mann“ gefordert), erntete dafür aber auch frenetischen Beifall.

 

Schwangerschaft kein Hindernis

Nicht nur bei den beiden Kompositionen von Franz Lachner sowie in dessen Solopassagen unterstrich der gebürtige Thannhauser Musikprofessor Harald Harrer seine außergewöhnliche Virtuosität auf der Klarinette. Und Cathrin Lange hatte es sich trotz ihrer schon fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht nehmen lassen, nach Thannhausen zu kommen und in Franz Schuberts „Totus in corde langueo“, den beiden Lachner-Stücken sowie in zwei Werken von Wolfgang Amadeus Mozart zu unterstreichen, weshalb sie hierzulande zu den gefragtesten Sopranistinnen zählt.

 

Ausflug ins Musical

Auch beim Trio B-Dur für Klarinette, Violoncello und Klavier von Ferdinand Ries war – wenngleich der Komponist vielleicht nicht ganz oben auf der Bekanntheitsskala zu finden ist – großartige Musik zu vernehmen. Zum stets etwas leichteren Abschluss gab es dann noch einen Ausflug ins Musical, und beim „Somewhere“ sowie insbesondere beim Ohrwurm „I feel pretty“, jeweils aus Leonard Bernsteins „West Side Story“, stakkatoartigen Applaus für Julian Riems Klavierbegleitung und Cathrin Langes großartige Sopranstimme, aber auch für deren hierbei gezeigtes schauspielerisches Talent. Zur obligatorischen Zugabe betraten zuletzt alle vier Künstler gemeinsam die Bühne und ließen so einen wunderschönen Abend ausklingen, der bei den Besuchern noch lange nachhallen dürfte.